Wer kommt da noch mit? –
In den Medien und sozialen Netzwerken tummeln sich nur so widersprüchliche Trendbegriffe, die Elternverhalten teils ironisch kritisieren oder zum Teil als einzig wahren Weg darstellen. Sie sind häufig emotional aufgeladen und lassen in der Praxis oft mehr Fragen als Antworten in den Köpfen der Eltern zurück.
Hier ist wichtig zu trennen: Diese Begriffe sind keine klassisch-fundierten Erziehungsstile. Sie sind eher als Impuls-Geber mit bestimmten Fokus zu verstehen, wie man sein Kind – aus der jeweiligen Sicht – richtig bzw. falsch großzieht.
Also, wie denn jetzt?!
Im Ergebnis sind Eltern verwirrt, fühlen sich unter Druck gesetzt und unsicher, den eigenen Ansprüchen nicht gerecht zu werden.
Zeit, die Sache sachlich zu betrachten – Was rät die Forschung, um sein Kind gut durch die Kindheit zu begleiten?
In diesem Blogartikel…
Bestimmt hast du schon mal Slogans gelesen wie: Erziehung ist Machtmissbrauch. Erziehung ist Gewalt. Beziehung statt Erziehung. – diese Behauptungen sind falsch. Leider hinterlassen sie bei Eltern dennoch Spuren der Unsicherheit.
Das Problematische: Es wird unterstellt, dass…
Was Erziehung wirklich bedeutet – Definitionen aus Erziehungswissenschaft und Entwicklungspsychologie
„Erziehung ist die bewusste und unbewusste Einflussnahme auf die Persönlichkeitsentwicklung eines heranwachsenden Menschen mit dem Ziel, ihn zu einem selbständigen und gemeinschaftsfähigen Leben zu befähigen“.
„Erziehung ist ein sozialer Prozess, bei dem Erwachsene durch bewusste und unbewusste Handlungen Einfluss auf die Entwicklung von Kindern nehmen, um sie bei der sozialen Integration, Werteübernahme, Selbstkontrolle und Persönlichkeitsbildung unterstützen.“
Erziehung beschreibt den ganzen Weg – das Rundum-Paket fürs Großwerden. Erziehung beschreibt, WIE – insbesondere Eltern – ihre Kinder bis zum Erwachsenwerden begleiten. Erziehung möchte bewirken, dass Kinder sich gut und gesund zu entwickeln.
Was dabei zählt? Wichtige Erziehungsziele sind deinem Kind zu ermöglichen:
Was bedeutet Erziehungsstil?
Erziehungsstil meint die Strategie die Eltern fahren, um ihren Kindern, all das mit auf den Weg zu geben, was wichtig ist – die Art und Weise, wie sie sich typischerweise ihrem Kind gegenüber verhalten.
Es geht um mehr als streng, locker oder irgendwas dazwischen sein – es meint eine Kombi aus bestimmten Verhaltensweisen, die sie zeigen und damit eine anhaltende Erziehungsatmosphäre schaffen.
Dabei haben drei Seiten von Elternverhalten Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung:
Erziehungswissenschaft nennt die drei Arten, wie sich Eltern verhalten Erziehungs-Dimensionen – denn ihr Ausmaß macht einen Unterschied:
Forschungen zu Erziehungsverhalten haben 4 typische Erziehungsstile identifiziert – und die Auswirkungen auf die Entwicklung bis ins Jugendalter untersucht:
Autoritäre Eltern:
- wirken oft kalt und ablehnend
- setzen ihr Kind häufig herab
- missachten die Individualität des Kindes
- setzen häufig Zwang ein, setzen Forderungen durch Gewalt und Bestrafung durch
- haben immer das Sagen
- hören nur selten den Standpunkt des Kindes an
Kinder autoritärer Eltern entwickelten:
- sich ängstlich und unglücklich
- eine geringe Frustrationstoleranz
- wenig Ausdauer beim Bewältigen von Aufgaben
- ein schwaches Selbstwertgefühl & wenig Selbstvertrauen
- feindselige Reaktionen oder desinteressiertes Verhalten
- schwache/mittelmäßige schulische Leistungen
Permissive Eltern:
- sind liebevoll
- sind nachgiebig und verwöhnen das Kind
- stellen wenig oder keine Anforderungen
- erlauben ihrem Kind viele Entscheidungen zu treffen, bevor es dafür reif genug ist
- fehlt oft das Vertrauen in eigenen Fähigkeiten, das Verhalten ihres Kindes zu beeinflussen
Kinder permissiver Eltern entwickelten:
- sich oft impulsiv, unkooperativ und rebellisch
- sich übermäßig fordernd, anspruchsvoll und egozentrisch
- wenig Ausdauer beim Bewältigen von Aufgaben
- mehr antisoziales Verhalten
- schlechtere schulische Leistungen
Unbeteiligte Eltern:
- sind emotional distanziert und zurückgezogen
- stellen wenig oder keine Anforderungen
- sind Entscheidungen und Standpunkte des Kindes gleichgültig
- sind überlastet oder depressiv
- fehlt Energie, Zeit und Motivation sich zu engagieren
- üben im Extrem eine Form der Kindesmisshandlung - die Vernachlässigung
Kinder unbeteiligter Eltern entwickelten:
- Störungen in der Entwicklung
- schwache, emotionale Selbstkontrolle
- schwache schulische Leistungen
- antisoziales Verhalten
Autoritative Eltern:
- sind liebevoll und aufmerksam
- sind sensibel für die Bedürfnisse ihres Kindes
- sorgen für eine emotional erfüllende Beziehung zu ihrem Kind
- üben eine konsequente, nachvollziehbare Kontrolle aus
- fordern reifes Verhalten und begründen Erwartungen
- bewerten Konfliktsituationen als Momente des Lernens zur Selbstbeherrschung
- erlauben nach und nach eigene Entscheidungen zu treffen
Kinder autoritativer Eltern entwickelten:
- eine positive Gestimmtheit
- eine gute Selbstkontrolle
- Ausdauer beim Bewältigen von Aufgaben
- Kooperationsbereitschaft
- haben ein hohes Selbstwertgefühl
- bringen soziale und moralische Reife mit
- gute schulische Leistungen
Mit dem autoritativen Erziehungsstil geht eine Reihe von Kompetenzen für dein Kind einher.
Die Schwierigkeit beginnt wie so oft mit der Umsetzung: Der Alltag bietet unzählige Situationen, in denen du abwägen und entscheiden musst, ob du deinem Kind Freiheit erlaubst oder den Rahmen vorgibst. Entscheidungen treffen ist bekanntermaßen anstrengend:
Ist das jetzt zu weich? – Ist das zu streng?
Ist das altersgerechter Freiraum? – Oder ist das zu viel des Guten?
Die nächste Schwierigkeit: In der Hektik des Alltags kann schnell Zeit für den nächsten, wichtigen Erziehungsbaustein untergehen: die bewusste, liebevolle Zuwendung für eine enge Bindung.
Gute Erziehung kann dir im Alltag am Besten gelingen, wenn:
📌 du dir Klarheit über Kriterien schaffst – wann jeweils Freiheit, Struktur oder Kompromisse im Alltag angesagt sind
📌 du es aushältst, mal nicht sofort eine Antwort zu haben- und okay damit bist, wenn gerade nicht alles klar ist
📌 du dir bewusst Zeit nimmst, stressfrei für emotionale Nähe zu sorgen und zwischendurch in kleinen Momenten zeigst
📌 du weißt, was dein Kind mit seinem Temperament von dir braucht und du Situationen durch seine Augen siehst
📌 du bereit bist, dich unzensiert kennenzulernen und lösungsorientiert auf Fehler zu blicken
Vertraue in deine Fähigkeiten – und lass dich nicht von Social Media und Anderen verrückt machen. Erziehung ist zum Wachsen gedacht – auch für Eltern.
Denn: Erziehung ist Beziehung.
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Magda Wijanto
B. A. Kindheitspädagogin und zertifizierte Resilienztrainerin