Kindern Grenzen setzen – die Königsdisziplin der Elternschaft: War das jetzt zu stark – zu schwach, zu laut – zu leise, zu früh – oder zu spät reagiert? Gar nicht so leicht, die richtige Balance in der Hektik des Alltags zu finden!
Hinzu kommt: Manchmal fühlt es sich doch ganz schön paradox an, Fürsorge und Führung miteinander in Einklang zu bringen. Der Mythos mit Grenzen Gewalt auszuüben, hält sich hartnäckig. Die Folge deiner unklaren Positionierung: Du reagierst beim Versuch Grenzen zu setzen über oder machst lieber einen unauffälligen Bogen um das Thema. Erziehungswissenschaft, Entwicklungspsychologie und Resilienz können hier Klarheit schaffen.
In diesem Blogartikel …
Das Erziehungsverhalten von Eltern gilt als einer der am besten untersuchten Einflussfaktoren für den Entwicklungsverlauf von Kindern – klare Grenzen durchzusetzen steht dabei für ein Qualitätsmerkmal. Fehlende, schwammige oder inkonsequente Regeln verwirren Kinder und erschweren ihnen, Anforderungen richtig umzusetzen – sie verstärken vielmehr auffälliges, negatives Verhalten.
Studien zeigen: Kinder brauchen neben elterlicher Wärme und Einfühlung – elterliche Führung. Gib deinem Kind Sicherheit, seine Lebenswelt besser in Zusammenhänge einzuordnen, in dem du begründete, eindeutige Regeln aufstellst und durchsetzt. Das erfordert, durch Wiederholungen am Ball zu bleiben! Kindern Regeln beibringen ist mühsam, keine Frage – lohnt sich aber langfristig!
Fördere dein Kind in seiner sozial-emotionalen Entwicklung: Kinder, die klare Regeln verinnerlichen, werden darin gefördert, sich selbst zu regulieren und soziales Verhalten zu zeigen. Ein heranwachsender Mensch lernt in erster Linie sich selbst kennen und spüren. Du als Elternteil begleitest dein Kind dabei, das Erleben der Anderen in seinen Horizont mit einzubinden und motivierst es dabei, nicht jedem Affekt nachzugehen, sondern ins Reflektieren und Impulse kontrollieren zu kommen.
Wie das Temperament mitbestimmt, was deinem Kind leicht oder schwer fällt, erfährst du hier. Die Fähigkeit, die Perspektive anderer einzunehmen und den Impuls eigener Gefühle steuern zu können, ist die Grundlage für Empathie in einer friedvollen Gesellschaft, der es gelingt, ihre Ellenbogen an sich ran zu ziehen.
Etabliere gute Gewohnheiten, in dem du schlechten vorbeugst. Als Erwachsene wissen wir zu gut, wie schwer es ist, sich schlechte Gewohnheiten wieder abzugewöhnen. Manchmal können wir auch bei unserem Kind beobachten, dass sich eine ungünstige Denkweise oder Marotte einschleicht: Dein Kind nimmt Dinge in den Mund, sobald es nervös wird, reagiert sich gerne an deinem Gesicht oder Körper ab, dass es dir weh tut, ist zunehmend fixiert auf den Bildschirm oder steigert sich zu sehr in Sorgen rein. Hier darfst du bewusst eingreifen: die Perspektive auf positivere Denk- und Handlungsalternativen lenken.
Sei ein starkes Vorbild dafür, Grenzen klar zu machen. Ob wir wollen oder nicht: Auf unsere Kinder kommen Situationen zu, in denen ihre Grenzen übergangen werden. Der Klassiker: Dein Kind wird von anderen geärgert. Es ist unfassbar wertvoll für dein Kind, selbstsicher auf Strategien von dir zurückgreifen zu können, sich souverän zu behaupten: zu wissen, dass es wichtig ist, seine Grenzen zu benennen und für sich und seine Werte einzustehen – ohne das Gefühl zu haben, sich für sein STOPP rechtfertigen oder gar schämen zu müssen.
Leben bedeutet Kompromisse eingehen – es gibt Dinge, die nicht in unserer Hand liegen. Aus Resilienz-Sicht ist eine schützende Haltung, Umstände akzeptieren zu können – auch wenn sie schmerzhaft sind. Lass Kummer und Angst über die Einschränkungen, die der Alltag mit sich bringt zu und spiegle deinem Kind, dass alle Gefühle da sein dürfen.
Sei für dein Kind da und zeige, dass es an einer fremdbestimmten Situation nicht zerbricht – es vielmehr darum geht, wie es mit dieser Situation umgeht. Die Erfahrung gemeinsam mit dir zu sammeln, Herausforderungen aushalten und den Fokus dennoch auf die Sonnenseiten des Lebens legen zu können, gibt deinem Kind besonders viel Halt fürs Leben.
Grenzen sind ein Naturgesetz des Lebens. Wir brauchen kein bestimmtes Alter erreichen, um auf sie aufmerksam gemacht zu werden. Kindern Grenzen zu setzen, erfolgt situations- und entwicklungsspezifisch:
Entlaste dich: Du darfst dir die Erlaubnis, für all diese Reaktionsformen geben und bestimmen, warum jetzt was wichtig. Dafür musst du den Grund für deine Grenze klar haben. Wir bewerten häufig in Sekundenbruchteilen und manchmal dann leider doch etwas realitätsfern – wenn unser Stresslevel vorab schon erhöht ist.
Du als erwachsener Mensch bist deinem Kind in der Entwicklung allerdings weit voraus, und trägst die Verantwortung für die Führung. Ganz platt gesagt: Dein Kind ist nicht in der Lage zu entscheiden, wie viele Gummibärchen für es gesund sind und wann es welche Termine wahrnehmen darf. Je klarer dir der Wert deiner Grenzsetzung ist, umso selbstsicherer und ruhiger wirst du sie vertreten können. Es geht also weniger darum, beim Grenzen setzen keine Fehler zu machen, sondern zu trainieren:
Kindern Grenzen zu setzen, bedeutet anspruchsvolle Emotions- und Beziehungsarbeit zu leisten – du darfst also auch auf dich schauen und mal fünf gerade sein lassen, wenn du merkst keine Kapazitäten dafür zu haben. Es gibt kein Patentrezept dafür, wie du deinem Kind optimal Grenzen setzt – doch Kriterien wie Einfühlung, Selbstreflexion und Selbstregulation sind gute Wegweiser.
Nimm deine Rolle als elterliche Führungskraft an und erlaube dir, reflektierte Entscheidungen in spezifischen Situationen zu Grenzen und Kompromissen durchzusetzen. Eindeutige, begründete Regeln entlasten den Familienalltag dabei enorm:
Dein Kind bindungs- und bedürfnisorientiert zu begleiten hilft, seine Perspektive deutlich mehr wertzuschätzen – was in der pädagogischen Geschichte jahrzehntelang ausgeklammert wurde. Bedürfnisorientierung ist allerdings nicht gleichzusetzen mit Bedürfniserfüllung.
Du schadest deinem Kind und eurer Beziehung nicht mit Grenzen, die du setzt und der Enttäuschung, die daraus folgt. Im Gegenteil: Du förderst dein Kind durch reflektierte Grenzsetzung, sich selbst, seine Mitmenschen und Lebenswelt besser zu verstehen und elementare Fähigkeiten wie logisches Denken, Selbst/-Mitgefühl und Resilienz zu entfalten.
Du wirst mit dem Thema dann warm, wenn du ehrlich mit dir selbst bist und lernst zu differenzieren:
Versuchst du aus Konfliktsituationen zu lernen und deinem Kind gegenüber Verantwortung zu zeigen, wenn du überreagierst oder kehrst du deine Zweifel lieber unter den Teppich?
Verhinderst du lieber bestärkende Erfahrungen, die Anpassung abverlangen, in dem du aus Angst vor Konflikten und unangenehmen Gefühlen auf Grenzsetzung verzichtest?
Behältst du beim Grenzen setzen die Perspektive deines Kindes mit im Blick oder bist du von deiner eigenen Sichtweise vereinnahmt?
Es lohnt sich, dich immer wieder selbst zu reflektieren und einen milden Blick auf dich und dein Kind zu werfen.
Brauchst du einen Fahrplan, die Ruhe zu bewahren, wenn die Nerven blank liegen? Im Familienalltag ist eines sicher: Stress ist vorprogrammiert. Finde im 90-minütigen Resilienz Elterncoaching heraus, welche Schritte es für dich braucht, deine Nerven zu behalten und gelassener durch deine Herausforderung im Familienwahnsinn zu gehen.
Magda Wijanto
B. A. Kindheitspädagogin und zertifizierte Resilienztrainerin